Ausstellung
BÉLA FARAGÓ - WILLKOMMEN IM PARADIES
Maria-Magdalena-Kirche, Buchschwabach,
3.11.2013 - 1.12.2013
in Zusammenarbeit mit der
Galerie Destillarta
Katalog
Axel Feuß:
ZEICHNUNGEN ZU VOLKSFRÖMMIGKEIT, GLAUBENSWAHRHEIT
UND ZIVILISATIONSKRITIK
Seit jeher mutet Béla
Faragó den Betrachtern seiner Gemälde und Zeichnungen einiges zu. Seine
Porträts der letzten zwei Jahrzehnte nehmen fiktive Persönlichkeiten des
öffentlichen Lebens und Typen der Gesellschaft aufs Korn, deren Eitelkeit,
Gier, versteckte oder offene Brutalität er durch Übertreibungen der
Physiognomie, der Haltung und des Kostüms charakterisiert. Dabei werden geistliche
Würdenträger, Herren aus dem Management, Intellektuelle, Schauspieler und
Theatergänger, Soldaten und Polizisten ebenso wenig geschont wie der Faschist,
der Schläger von der Straße und der zur schreienden Fratze degenerierte Nachbar
von nebenan. In Faragós Figurenszenen der letzten Jahre, die auch wandfüllende
Formate von sieben und mehr Metern in Höhe und Breite erreichen können, führt der
Künstler ein groteskes Welttheater auf, in dem Krawattenträger auf Glaskugeln
stehen und vor Bohrinseln auf weitem Meer den selbst verliebten Tanz der
Globalisierung aufführen. Assistiert von eitlen Pavianen und konfrontiert mit
riesigen Rhinozerossen sehen sie ungerührt dem Untergang der Welt entgegen. In
Szenen, die volkstümlichen Allegorien der Renaissance ähneln, bemüht er das
Bild der Fettleibigen auf dem Dukatenesel, denen die Hungernden der Welt
gegenüber stehen. Er karikiert die Auswüchse des Sports und lässt die
Schlittschuhläuferin erneut in einem Totentanz des modernen Lebens als
skelettierte Tänzerin auf dem Eis auftreten.
Faragó kritisiert jedoch nicht ganze Berufsgruppen oder Teile der Gesellschaft sondern deren Auswüchse. Er ist kein Verächter des Lebens sondern legt seine Finger in die Wunden des Alltags. Sein Weltbild ist von christlichen und humanistischen Werten geprägt; doch von deren Brüchen und Gegenpositionen lebt seine Kunst. Vertreter beider christlicher Konfessionen haben sich daher nie gescheut, seine drastischen Werke in kirchlichen Räumen zu zeigen. Allgemein Menschliches, Kontinuitäten werden sichtbar, wenn seine Werke neben Altären des Mittelalters hängen, auf denen Menschen im Kostüm der Zeit Heilige quälen oder biedere Bürger den gefangenen Christus geißeln und verhöhnen. Das „Ecce homo“ gilt nicht nur dem gequälten Gottessohn und den gefolterten Heiligen, sondern auch ihren Mördern und Peinigern und ebenso den von Faragó geschilderten „Stützen der Gesellschaft“. Sie werden vom Künstler nicht bloßgestellt oder verspottet, sondern uns als Mahnbild, als „Argumentum ad hominem“, vor Augen geführt: „Siehe, auch das ist ein Mensch.“ Anlässlich von Faragós Ausstellung 2003 in der Lorenzkirche zur Verleihung des Menschenrechtspreises der Stadt Nürnberg wurde deutlich, wie sinnfällig an diesem Ort die zeitgenössische Kunst Faragós auf die mittelalterliche Malerei antwortete.
Nicht immer stoßen Faragós Zumutungen auf Wohlwollen. Seine Allegorie der Wolllust in einem Bildzyklus über die Sieben Todsünden erregte im März 2010 aufgrund der offenen Darstellung von Sexualität Unmut in einer Gemeinde in Erlangen. Aber auch dieser Konflikt ist nicht neu. Päpste und Geistliche ließen über Jahrhunderte sichtbare Geschlechtsteile auf Wandbildern und Gemälden übermalen und Statuen an entsprechenden Stellen mit Feigenblättern verhüllen. Doch gerade die großen Künstler ließen sich von Unbotmäßigkeiten nicht abhalten. Velázquez scheute sich nicht, die Hässlichkeit seiner fürstlichen und geistlichen Auftraggeber realistisch zu erfassen, ihre Macht und ihren Einfluss malerisch zu charakterisieren. In Gemälden Tiepolos strecken sich uns weibliche Hinterteile unverhüllt entgegen. Vor einem so frommen Bildwerk wie der „Verzückung der hl. Theresa“ von Bernini bemerkte der Parlamentspräsident und Mitglied der Akademie der Wissenschaften Charles des Brosses 1740: „Wenn das die himmlische Liebe ist, dann kenne ich sie auch.“ Kirche hat auch dies über Jahrhunderte ausgehalten.
Faragó hat die Drastik seines Menschenbildes unter anderem dem Studium bei Georg Baselitz und der Affinität für die schonungslose Analyse und Deformation der menschlichen Figur bei Francis Bacon zu verdanken, dessen Bildserie der eingeschlossenen Päpste die Nachfolger Petri wieder zu unseren Zeitgenossen macht. Aber Faragó kennt sich zu gut in der Kunstgeschichte aus und hat so zügig seinen eigenen Stil entwickelt, als dass er sich auf einzelne Vorbilder festlegen ließe. Gerade im kleineren Format seiner Zeichnungen erinnert er im nervösen Zeichenstil und der Leichtigkeit der Komposition gelegentlich an Meister des 18. Jahrhunderts wie Tiepolo und Francesco Guardi, dessen Vater Giovanni Antonio er besonders schätzt.
Faragós neuer, von der Buchschwabacher Gemeinde Maria-Magdalena angeregter Zyklus zum Thema Religion und Glauben mit dem Titel „Willkommen im Paradies“ fügt sich also nahtlos in die Reihe von Ausstellungen des Künstlers in kirchlichen Räumen ein, wo christliche Gemeinden dem kritischen Blick auf Gesellschaft und Religion offen gegenüberstehen - wohl wissend, dass Bereitschaft zur Reflexion ein hohes Gut ist, bedingungslose Zustimmung zu jedem einzelnen Bild aber nicht eingefordert werden kann. Faragós Zyklus zum Totentanz wurde 2007 hier gezeigt und war zuvor im Domschatz- und Diözesanmuseum in Eichstätt zu sehen.
Der Zyklus „Willkommen im Paradies“, aus dem dreißig Werke gezeigt werden, repräsentiert einen persönlichen Blickwinkel des Künstlers, der das Thema Religion und Glauben nicht enzyklopädisch abarbeitet, sondern sich auf spontane Eingebungen und gemachte Erfahrungen stützt. Systematisch erarbeitet hätten uns angesichts der aktuell in den Medien und in vielen Gemeinden geführten Diskussion über den Zustand von Religion, Glauben und Kirche ganz andere Bilder erwarten können. Doch führt uns der Künstler in seine eigene Gedanken- und Erfahrungswelt ein, die nicht ausschließlich kritisch ist, sondern häufig die Vielfalt der Erscheinungen, die eigenartige, bunte Welt des Religiösen einfach nur konstatiert.
Faragó kritisiert jedoch nicht ganze Berufsgruppen oder Teile der Gesellschaft sondern deren Auswüchse. Er ist kein Verächter des Lebens sondern legt seine Finger in die Wunden des Alltags. Sein Weltbild ist von christlichen und humanistischen Werten geprägt; doch von deren Brüchen und Gegenpositionen lebt seine Kunst. Vertreter beider christlicher Konfessionen haben sich daher nie gescheut, seine drastischen Werke in kirchlichen Räumen zu zeigen. Allgemein Menschliches, Kontinuitäten werden sichtbar, wenn seine Werke neben Altären des Mittelalters hängen, auf denen Menschen im Kostüm der Zeit Heilige quälen oder biedere Bürger den gefangenen Christus geißeln und verhöhnen. Das „Ecce homo“ gilt nicht nur dem gequälten Gottessohn und den gefolterten Heiligen, sondern auch ihren Mördern und Peinigern und ebenso den von Faragó geschilderten „Stützen der Gesellschaft“. Sie werden vom Künstler nicht bloßgestellt oder verspottet, sondern uns als Mahnbild, als „Argumentum ad hominem“, vor Augen geführt: „Siehe, auch das ist ein Mensch.“ Anlässlich von Faragós Ausstellung 2003 in der Lorenzkirche zur Verleihung des Menschenrechtspreises der Stadt Nürnberg wurde deutlich, wie sinnfällig an diesem Ort die zeitgenössische Kunst Faragós auf die mittelalterliche Malerei antwortete.
Nicht immer stoßen Faragós Zumutungen auf Wohlwollen. Seine Allegorie der Wolllust in einem Bildzyklus über die Sieben Todsünden erregte im März 2010 aufgrund der offenen Darstellung von Sexualität Unmut in einer Gemeinde in Erlangen. Aber auch dieser Konflikt ist nicht neu. Päpste und Geistliche ließen über Jahrhunderte sichtbare Geschlechtsteile auf Wandbildern und Gemälden übermalen und Statuen an entsprechenden Stellen mit Feigenblättern verhüllen. Doch gerade die großen Künstler ließen sich von Unbotmäßigkeiten nicht abhalten. Velázquez scheute sich nicht, die Hässlichkeit seiner fürstlichen und geistlichen Auftraggeber realistisch zu erfassen, ihre Macht und ihren Einfluss malerisch zu charakterisieren. In Gemälden Tiepolos strecken sich uns weibliche Hinterteile unverhüllt entgegen. Vor einem so frommen Bildwerk wie der „Verzückung der hl. Theresa“ von Bernini bemerkte der Parlamentspräsident und Mitglied der Akademie der Wissenschaften Charles des Brosses 1740: „Wenn das die himmlische Liebe ist, dann kenne ich sie auch.“ Kirche hat auch dies über Jahrhunderte ausgehalten.
Faragó hat die Drastik seines Menschenbildes unter anderem dem Studium bei Georg Baselitz und der Affinität für die schonungslose Analyse und Deformation der menschlichen Figur bei Francis Bacon zu verdanken, dessen Bildserie der eingeschlossenen Päpste die Nachfolger Petri wieder zu unseren Zeitgenossen macht. Aber Faragó kennt sich zu gut in der Kunstgeschichte aus und hat so zügig seinen eigenen Stil entwickelt, als dass er sich auf einzelne Vorbilder festlegen ließe. Gerade im kleineren Format seiner Zeichnungen erinnert er im nervösen Zeichenstil und der Leichtigkeit der Komposition gelegentlich an Meister des 18. Jahrhunderts wie Tiepolo und Francesco Guardi, dessen Vater Giovanni Antonio er besonders schätzt.
Faragós neuer, von der Buchschwabacher Gemeinde Maria-Magdalena angeregter Zyklus zum Thema Religion und Glauben mit dem Titel „Willkommen im Paradies“ fügt sich also nahtlos in die Reihe von Ausstellungen des Künstlers in kirchlichen Räumen ein, wo christliche Gemeinden dem kritischen Blick auf Gesellschaft und Religion offen gegenüberstehen - wohl wissend, dass Bereitschaft zur Reflexion ein hohes Gut ist, bedingungslose Zustimmung zu jedem einzelnen Bild aber nicht eingefordert werden kann. Faragós Zyklus zum Totentanz wurde 2007 hier gezeigt und war zuvor im Domschatz- und Diözesanmuseum in Eichstätt zu sehen.
Der Zyklus „Willkommen im Paradies“, aus dem dreißig Werke gezeigt werden, repräsentiert einen persönlichen Blickwinkel des Künstlers, der das Thema Religion und Glauben nicht enzyklopädisch abarbeitet, sondern sich auf spontane Eingebungen und gemachte Erfahrungen stützt. Systematisch erarbeitet hätten uns angesichts der aktuell in den Medien und in vielen Gemeinden geführten Diskussion über den Zustand von Religion, Glauben und Kirche ganz andere Bilder erwarten können. Doch führt uns der Künstler in seine eigene Gedanken- und Erfahrungswelt ein, die nicht ausschließlich kritisch ist, sondern häufig die Vielfalt der Erscheinungen, die eigenartige, bunte Welt des Religiösen einfach nur konstatiert.
Béla Faragó: Willkommen im Paradies, 2013
Tusche, Buntstift, 50 x 60 cm
Das einleitende Bild zum gleichnamigen Zyklus orientiert sich zunächst an der Genesis, nach der das Paradies ein blühender Garten mit Bäumen, Früchten, dem Lebensbaum und dem Baum der Erkenntnis ist, sowie an den darauf aufbauenden klassischen Beipielen der Malerei, in denen seit frühester Zeit Bäume, Blumen und Vögel, bei Fra Angelico die Reigen tanzenden Seligen, im „Garten der Lüste“ von Hieronymus Bosch phantastisch-skurrile Tiere und Pflanzen und badende Jungfrauen zu den über Jahrhunderte zitierten Motiven gehören. Daß sich bei Faragó Schlange und Giraffe, Hirsch und Löwe, Kuh und Dinosaurier friedlich miteinander vergnügen, mag noch den historischen Vorbildern geschuldet sein. Daß sich ein Bischof und ein Mullah als Zeichen der Verbundenheit gegenseitig ihre Herzen reichen, gemeinsam mit ihrem jüdischen Amtsbruder einen fröhlichen Reigen tanzen und dann eine friedliche Ruhezeit einlegen und dass die Bäume voller Braten, Geldscheine, Bildschirme und Automobile hängen, ist die Reminiszenz des Künstlers an die moderne Zeit. Ob es sich bei den versprochenen Wonnen des Paradieses um Jungfrauen oder Weintrauben handelt, mögen sprachgelehrte Übersetzer des Korans entscheiden. Volksglauben mischt sich mit moderner Weltsicht, und jede Religion gestaltet sich ihr eigenes Paradies. Vergleichen wir noch einmal mit Hieronymus Bosch, dann haben sich die Endzeit-Hoffnungen der Menschen nur dem jeweiligen Zeitalter angepasst.
Béla Faragó: Endlich ein Wegweiser, 2013
Kreide, Tusche, 70 x 100 cm
„Endlich ein Wegweiser“ stellt der Künstler fest und zeigt einen Religionsführer, der mit ausgebreiteten Armen eine diffuse Masse von Gläubigen in unterschiedliche Richtungen schickt. Jeder Angehörige einer Religion würde dies weit von sich weisen. Doch Faragó lässt offen, um welchen Guru, Gottessohn oder Propheten es sich handelt, denn „Jeder denkt, er hat die beste Religion“, so ein anderes Bild, und deren Vertreter bewegen sich in unterschiedlichem Kostüm und auf unsicheren Stelzen in verschiedene Richtungen.
Béla Faragó: Jeder denkt, er hat die beste Religion, 2013
Tusche, Buntstift, 50 x 60 cm
Bei diesen Blättern wird deutlich, was die kritische Zeichnung, die sich in enger Beziehung zur Karikatur bewegt, leistet: Sie bezieht Stellung, aber indoktriniert nicht; sie regt zur Auseinandersetzung an, aber stellt nicht bloß; sie erregt Zustimmung oder Widerspruch und eröffnet damit die Diskussion.
Béla Faragó: Moderner Hl. Christophorus, 2013
Tusche, Buntstift, 40 x 30 cm
Eher in der Bereich von Karikatur und Zeitkritik gehören Blätter, in denen Manager den Gott Mammon, ein aus Geldscheinen gebildetes Götzenbild, an Stricken durch die Welt ziehen, die sie zugleich erwürgen. Hier wird nicht Religion kritisiert; sondern Geldsucht und Gier werden zur neuen Religion erhoben. Hierzu gehören auch der „Moderne Hl. Christophorus“, Christusträger und Schutzpatron der Schiffer, Kraftfahrer und Piloten, der in der heutigen Welt zum beiläufigen Attribut des eigenlichen Heiligen, des Automobils, geworden ist.
Béla Faragó: Gott Auto, 2013
Tusche, Buntstift, 30 x 50 cm
Béla Faragó: Gottesersatz, 2013
Tusche, Buntstift, 30 x 50 cm
Andere rutschen auf Knien in religiöser Wallfahrt dem Automobil entgegen. „Gottesersatz“ bieten auch Diktaturen jeglicher Art, in denen Volksmassen mit bekannter Geste einem nicht näher bestimmten Hoheitssymbol huldigen.
Béla Faragó: Prozessionszug im Schneegestöber, 2013
Tusche, 30 x 50 cm
Prozessionen, eben noch als Ritual für die Verehrung neuzeitlicher Konsumgüter umgedeutet, interessieren den Künstler auch in ihrer ursprünglichen Form. Extreme Erscheinungen fand er in der größten Pilgerfahrt der indianischen Einwohner Amerikas zu dem in den peruanischen Anden gelegenen heiligen Gletscher Qoyllur Ritti. Dort strömen jährlich fünfzigtausend Gläubige zum „Fest des Schneesterns“ in Prozessionen zu einem ursprünglich indianischen und vor zweihundert Jahren von der katholischen Kirche zum Wallfahrtsort umgedeuteten Heiligtum unterhalb des ewigen Eises.
Béla Faragó: Prozessionszug in Spanien, 2013
Tusche, Buntstift, 50 x 30 cm
Béla Faragó: Sie verhüllen ihre Gesichter, 2013
Tusche, Buntstift, 30 x 50 cm
Im spanischen Sevilla faszinierten Faragó die Umzüge der mit Kutten und Kapuzen verhüllten Mitglieder religiöser Orden, der verhüllten Kreuzträger und der auf blumengeschmücktem Podest getragenen „Virgen de la Macarena“, der Schutzheiligen der Stadt, anlässlich der jährlichen „Semana Santa“. Parallelen zu verhüllten Gläubigen sieht der Künstler auch in anderen Kulturen, bei vermummten Gotteskämpfern ebenso wie bei Anhängern des Klu-Klux-Klans, die sich mit Kutten und Kapuzen vor brennenden Kreuzen versammeln.
Béla Faragó: Krippenbild aus Nordamerika, 2013
Tusche, Buntstift, 35 x 27 cm
Béla Faragó: Gott Computer, 2013
Tusche, Buntstift, 30 x 50 cm
Zustandsbeschreibung oder Zivilisationskritik? Faragós „Krippenbilder“ aus Afrika, Nordamerika und Europa zeigen, wie verschiedene Kulturen ihr religiöses Weltbild der eigenen Wirklichkeit anpassen. Im Fall von Europa sind nicht nur das Jesuskind sondern auch andere Details der Krippenszene durch Symbole des Konsums ersetzt. Positiver Effekt oder Trivialisierung? In der arabischen Welt mag der neue Heilsbringer Computer über die sozialen Netzwerke den politischen Frühling mit ausgelöst haben; in Europa erscheint das gleiche Gerät zum modernen Götzen mutiert. „Karikaturen“, so schrieb der Kulturhistoriker und Schöpfer der „Kritischen Ikonologie“ Aby Warburg, „sind Auffangsorgane des inneren und äußeren Lebens.“ Dies gilt für Faragós kritische oder nur überspitzt beschreibende Zeichnungen des Religiösen, in denen sich Volksfrömmigkeit, Glaubenswahrheit und Zivilisationskritik mischen, ebenso. Auch dieser Zyklus von Zeichnungen zu Religion und Glauben enthält Zumutungen an den Betrachter, die die Grenze des Zumutbaren absichtlich, mitunter aber auch nur für einzelne Betrachter überschreiten.