Axel Feuß:
Henryk Górecki: Sinfonie der Klagelieder
Henryk Górecki, 2011. Foto: Malcolm Crowthers
Die 3. Sinfonie, Op. 36, von Henryk Mikołaj Górecki (1933-2010) mit dem Untertitel „Sinfonie der Klagelieder“ (Symfonia pieśni żałosnych / Symphony of Sorrowful Songs) wurde 1976 vom Südwestfunk Baden-Baden für eines der seinerzeit führenden Festivals für zeitgenössische Musik, das Festival international d’art contemporain in Royan/Frankreich, in Auftrag gegeben. Dort wurde das Werk am 4. April 1977 vom Sinfonieorchester des Südwestfunks uraufgeführt. Der Gesangstext des ersten Satzes stammt aus dem Heiligkreuz-Kloster auf dem Berg Łysa Góra östlich von Kielce, der mittlere Text von einer Zellenwand des Gestapo-Hauptquartiers in Zakopane, der dritte wie Górecki selbst aus Schlesien. 1977 fiel die Sinfonie bei der deutschsprachigen Kritik gründlich durch. Zwischen 1992 und 1997 avancierte sie jedoch zu einem Erfolg der Popmusik in anglo-amerikanischen Hitparaden und machte den bislang nur in Polen und von Insidern beachteten Komponisten international bekannt. In der Folge feierten einzelne Abschnitte des Werks ein vielfaches Comeback als Filmmusik. Seit einigen Jahren wird die Sinfonie in Deutschland mit großem Erfolg auf Festivals klassischer Musik aufgeführt.